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Reformationsstadt Regensburg

Deutschland

Regensburg

Eine Stadt mit Ausstrahlung – Reformation im Donauraum

Regensburg liegt am nördlichsten Punkt der Donau und ist Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberpfalz in Bayern. Der römische Ursprung und die fast vollständig erhaltene mittelalterliche Altstadt machen die Stadt zu einem viel besuchten Reiseziel. Seit 2006 gehören die Regensburger Altstadt und Stadtamhof zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Bereits in den 1520er Jahren gab es Anhänger der Reformation in Regensburg. Evangelische Prediger wirkten in der Stadt. In Privatwohnungen wurde das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert. Während des Regensburger Reichstags 1541 fand ein Religionsgespräch mit Philipp Melanchthon, Johannes Calvin, Martin Bucer und Johann Pistorius als evangelischen Teilnehmern statt. Der Einigungsversuch zwischen Altgläubigen und Protestanten scheiterte jedoch. Im Herbst 1542 gab der Rat der Stadt dem Drängen der Mehrheit der Bürgerschaft nach und führte offiziell die Reformation ein. Am 15. Oktober wurde in der Kirche Zur schönen Maria, der heutigen Neupfarrkirche, der erste Abendmahlsgottesdienst nach evangelischer Ordnung gehalten. Das Regensburg umgebende katholische Herzogtum Bayern reagierte auf diesen Schritt mit einer Handels- und Verkehrsblockade.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte das evangelische Regensburg eine große Ausstrahlung entlang der Donau nach Südosten. Der ebenso bedeutende wie umstrittene Reformator Matthias Flacius Illyricus (Matija Vlačić) aus Albona (Labin) im heutigen Kroatien lebte und wirkte zwischen 1562 und 1565 in Regensburg. Superintendent Nicolaus Gallus spielte zur gleichen Zeit eine wichtige Rolle für den Aufbau und die Organisation der evangelischen Kirche in Österreich. Zwischen 1553 und 1624 ordinierte das Regensburger Konsistorium in der Neupfarrkirche an die 200 Pfarrer. Sie begründeten viele neue evangelische Gemeinden entlang der Donau und den angrenzenden Gebieten. Umgekehrt wurde Regensburg im 17. und 18. Jahrhundert zum Hort für evangelische Glaubensflüchtlinge aus Südosteuropa.
Obwohl Regensburg evangelische Reichsstadt war, lebten Lutheraner und Katholiken über Jahrhunderte gemeinsam in der Stadt. Mit dem Domstift und den Stiften Obermünster, Niedermünster und St. Emmeram gab es vier katholische Reichsstände in Regensburg. Zudem wohnten und arbeiteten viele Katholiken aus dem Umland in der Stadt, ohne das Bürgerrecht zu besitzen. In den Jahrzehnten nach der Einführung der Reformation diente die große Dominikanerkirche als Simultankirche, die von beiden Konfessionen genutzt wurde. Dies änderte sich erst mit dem Bau der 1631 eröffneten Dreieinigkeitskirche, einer der ersten großen Kirchen, die in Deutschland als evangelische Neubauten errichtet wurden.
Die großen evangelischen Innenstadtkirchen sind heute noch beredte Zeugnisse der evangelischen Stadtgeschichte.

Darüber hinaus ist der Friedhof der evangelischen Gesandten des immerwährenden Reichstags in Regensburg ein einzigartiges Dokument evangelischer Frömmigkeit. Der 1555 fertiggestellte Reformationsaltar von Michael Ostendorfer ist einer der wenigen Altäre aus der Reformationszeit mit einem ausgeprägten Bildprogramm. Er wird 2017 im Zentrum einer Sonderausstellung im Historischen Museum Regensburg stehen.

Wir werden von städtischer Seite insbesondere die Dimension der Neupfarrkirche als Mutterkirche des Protestantismus für den gesamten (süd-)osteuropäischen Raum in Erinnerung rufen und im Historischen Museum eine namhafte Kunstaustellung um den Ostendorfer Altar und sein künstlerisches und theologisches Programm vorbereiten.

Joachim Wolbergs

Oberbürgermeister der Stadt Regensburg, Stadt Regensburg

Links

Stadt Regensburg: www.regensburg.com
Tourismusbüro: www.regensburg.de/tourismus
Evangelisch in Regensburg: http://www.donaudekanat.de/2017
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern: www.bayern-evangelisch.de